Facilitation (deutsch: Förderung, Unterstützung) geht weit über den Begriff der Moderation hinaus. Leider gibt es im Deutschen keine treffende Übersetzung, die den umfassenden Ansatz von Facilitation im Kontext von Workshops oder Teammeetings vollständig beschreibt.
Was ist Facilitation?
Facilitation wird genutzt, um Menschen auf dem Weg zu gemeinsamen Zielen zu unterstützen. Dabei steht im Mittelpunkt, die Beteiligung, Eigenverantwortung und Kreativität aller Teilnehmenden zu fördern. Eine professionell geführte Sitzung kann die kollektive Intelligenz aktivieren und entscheidend dazu beitragen, dass die Teilnehmenden Fortschritte erzielen und erfolgreich sind. Durch eine gute Facilitation entstehen Transparenz, Zusammenarbeit und Synergien – alles mit dem Ziel, gemeinsam gesteckte Ziele zu erreichen.
Die fünf Grundprinzipien
Gute Facilitation zeichnet sich durch Partizipation, ein gesundes Umfeld, Transparenz, Prozessorientierung und Zielorientierung aus. Diese Merkmale ermöglichen es Facilitatoren, ein energiegeladenes Umfeld zu schaffen, passende Moderationstechniken einzusetzen und ihre eigenen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Sie lenken den Fokus eines Meetings auf die Zielerreichung und greifen ein, wenn Interaktionen der Gruppe von den Erwartungen abweichen.
- Partizipation
Effektive Facilitation erfordert die aktive Teilnahme und das Engagement aller Teilnehmenden. Nur so kann Verantwortung innerhalb der Gruppe entstehen und nachhaltig gefördert werden. - Gesundes Umfeld
Ein gesundes Umfeld heißt, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem Menschen Unterschiede und sogar gegensätzliche Ansichten offen und respektvoll äußern können. Ein solcher Raum ermöglicht es, voneinander zu lernen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln. - Transparenz
Transparenz entsteht nur, wenn alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis teilen. Sie ist die Grundlage für Offenheit, Vertrauen und zielgerichtete Zusammenarbeit. - Prozessorientierung
Die Facilitation sollte das Team dazu befähigen, gemeinsam auf das angestrebte Ziel hinzuarbeiten. Dies geschieht durch einen kooperativen und inklusiven Ansatz, der verschiedene Perspektiven berücksichtigt und wertschätzt. - Zielorientierung
Gut geführte Sitzungen haben ein klares Ziel, das allen Beteiligten Orientierung gibt. Dieses Ziel dient als Leitlinie für die Arbeit und die Zusammenarbeit.
Der Facilitator
Der Facilitator übernimmt dabei eine zentrale Rolle. Seine Aufgabe besteht darin, Menschen zu helfen, ihre gemeinsamen Ziele zu verstehen und umzusetzen – und das in einer neutralen und unparteiischen Haltung. Facilitatoren schaffen ein konzentriertes und partizipatives Umfeld, in dem sich die Teilnehmenden sicher fühlen, sich einzubringen, zu lernen und miteinander zu kooperieren. Sie ermutigen dazu, verschiedene Perspektiven zu erkunden, die Vielfalt der Gruppe zu nutzen und das kollektive Wissen anzuwenden.
Wichtige Fähigkeiten des Facilitators
Am Menschen orientiert
- Aktives Zuhören
Facilitatoren beherrschen aktives Zuhören. Sie konzentrieren sich sowohl auf das Gesagte als auch auf das, was zwischen den Zeilen schwingt. Durch ihr Vorbild inspirieren sie die Gruppe, sich ehrlich auszudrücken und einander aufmerksam zuzuhören. - Ermutigung zur Neugier
Sie fördern Neugierde und unterschiedliche Sichtweisen. Sie stellen gezielte, oft offene Fragen, um Reflexion und tiefgehende Diskussionen anzuregen. - Konfliktbewältigung
Konflikte sind ein natürlicher Bestandteil von Gruppenprozessen. Facilitatoren akzeptieren Konflikte und sorgen dafür, dass sie konstruktiv und respektvoll bearbeitet werden, anstatt sie zu unterdrücken oder zu umgehen. - Partizipativer Stil
Sie motivieren alle Teilnehmenden, sich aktiv in die Diskussionen und Aktivitäten einzubringen – je nach deren persönlichen Wohlbefinden. Sie schaffen eine sichere Atmosphäre, die es erleichtert, Gedanken und Ideen offen auszutauschen. - Offenheit fördern
Sie ermutigen die Gruppe, offen für die Ideen, Vorschläge und Perspektiven anderer zu sein und diese wertzuschätzen. - Einfühlungsvermögen
Facilitatoren zeigen Verständnis und Respekt für die Gefühle, Sichtweisen und Handlungen aller Beteiligten. - Führungsqualitäten
Facilitatoren übernehmen die Führung, um die Gruppe bei der Erreichung der gemeinsamen Ziele zu unterstützen – ohne dabei die Eigenverantwortung der Teilnehmenden zu untergraben.
Am Prozess orientiert
- Problemlösung fördern
Facilitatoren helfen der Gruppe, Probleme klar zu definieren und in konkrete Fragestellungen zu übersetzen. Sie ermutigen die Teilnehmenden, eine Vielfalt an Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln und abzuwägen. - Konsensbildung
Sie verstehen es, Gruppen dabei zu helfen, eine gemeinsame Einigung zu erzielen, die von allen getragen wird. - Effektives Zeitmanagement
Facilitatoren sorgen dafür, dass Diskussionen im Zeitrahmen bleiben, ohne dabei die Flexibilität zu verlieren. Ihr Fokus liegt darauf, die angestrebten Ergebnisse innerhalb eines definierten Zeitrahmens zu erreichen, statt starr an einer Tagesordnung festzuhalten. Ein zu restriktives Zeitmanagement kann wertvolle, zielgerichtete Gespräche im Keim ersticken, während mangelnde Zeitplanung die Konzentration und den Fortschritt der Gruppe beeinträchtigen kann. - Ziele setzen
Sie vermitteln den Zweck eines Treffens klar und präzise. Dies geschieht häufig durch die Formulierung eines übergeordneten Ziels – meistens in Zusammenarbeit mit der Gruppe. Anstelle einer starren Tagesordnung gibt ein klar definiertes Ziel den Rahmen für die Zusammenarbeit vor. - Angemessene Kommunikation
Facilitatoren kommunizieren effektiv, indem sie eine klare und prägnante Sprache verwenden. So stellen sie sicher, dass Informationen leicht verständlich und nachvollziehbar sind. - Organisation
Ihre Arbeit beschränkt sich nicht nur auf die Durchführung einer Sitzung. Auch die Vorbereitung und Nachbereitung – wie die Dokumentation von Entscheidungen und deren Weiterverfolgung – sind wesentliche Bestandteile ihrer Arbeit.
Zusammengefasst
Facilitation ist weit mehr als nur die Moderation von Sitzungen. Sie ist ein dynamischer Prozess, der die aktive Teilnahme, Kreativität und Eigenverantwortung aller Beteiligten fördert. Durch gezielte Techniken, klare Ziele und eine ausgewogene Balance zwischen Struktur und Flexibilität schafft eine Facilitatorin einen sicheren Rahmen, in dem Zusammenarbeit gedeiht, Konflikte konstruktiv bearbeitet werden und innovative Lösungen entstehen können.
Eine guter Facilitator vereint viele Fähigkeiten: aktives Zuhören, klare Kommunikation, Zielorientierung, Empathie und die Fähigkeit, Konflikte produktiv zu moderieren. Dabei ist Organisation sowohl vor, während als auch nach der Sitzung entscheidend, um sicherzustellen, dass Entscheidungen und Erkenntnisse nachhaltig wirken.
Letztlich geht es bei Facilitation darum, Menschen zu befähigen, ihr volles Potenzial einzubringen und gemeinsam erfolgreich zu sein – ein Ansatz, der in unserer zunehmend komplexen und kollaborativen Arbeitswelt unverzichtbar ist.
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