“Mit sich selbst in liebevoller Beziehung zu stehen, ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.”
Oscar Wilde
⚡ Die Überbringer schlechter Nachrichten
Die Überbringer schlechter Nachrichten wurden in der Antike oft als Überbringer des Unglücks selbst betrachtet und persönlich für die übermittelten Informationen verantwortlich gemacht. In vielen Fällen bezahlten die Boten mit ihrem Leben. Auch ich wurde einmal zum Überbringer schlechter Nachrichten und riskierte dabei meine Gesundheit.
Neulich fiel mir eine CD in die Hände, die die Aufzeichnung eines Coachings enthielt, das ich vor ca. 10 Jahren erhalten hatte. Es sollte mich auf eine undankbare Aufgabe vorbereiten: eine Umstrukturierung zu kommunizieren, die von meinem Topmanagement beschlossen wurde und die mein Team betraf. Ich war weder zuvor involviert noch stand ich hinter der für mich unbegründeten Maßnahme.
Es ist nicht einfach, etwas zu verkaufen, von dem man nicht überzeugt ist. Für mich ist dies heute noch ein Paradebeispiel schlechter Führung: dem mittleren Management Aufgaben übertragen, die es ausführen soll, unabhängig davon, ob es einbezogen war oder diese als sinnvoll erachtet.
Die Betrachtung dieser Coaching-Aufzeichnung weckte in mir tiefe Schamgefühle. Ich schämte mich für mein damaliges Ich, das in einer konstruierten Situation saß, in der einige Coaches mein Team darstellten, um mich intensiv zu “grillen”. Mein sichtliches Unbehagen auf dieser Aufnahme war Ausdruck eines fremdbestimmten Handelns, weit entfernt von meiner authentischen Darstellung oder einer Haltung, die ich mir als Führungskraft gewünscht hätte. Das war auch in dieser Aufzeichnung deutlich zu sehen.
Die Situation ließ mich nicht nur während des Coachings unwohl fühlen. Es fühlte sich an, als würde ich meine Werte verraten, indem ich eine Aufgabe erfüllte, die mich in meinem Führungsverständnis tief erschütterte.
Die strengen hierarchischen Strukturen und der damit verbundene Führungsstil brachten mich damals in eine erhebliche ethische Zwickmühle und führten bei mir zu gesundheitlichen Problemen: Neurodermitis, Atemwegsbeschwerden, Übergewicht und eine Lungenentzündung, die mich drei Wochen ans Bett fesselte.
Ab da begann dann meine Selbstständigkeit, und ich hatte eigentlich genug von Führung. Doch häufig entwickeln sich die Dinge anders als erwartet. In meinem Job als Agile Coach stellte ich immer wieder fest, dass die Probleme der von mir betreuten Teams meist nicht innerhalb ihres eigenen Gefüges herrührten, sondern in ihrem Umfeld und oft durch Führung oder deren Fehlen verursacht wurden.
Heute ist es ein Mix aus beidem: dienende Führung in beide Richtungen, dort, wo sie fehlt. Es geht um den Dialog mit Teams und Führungskräften auf Augenhöhe sowie um die Vermittlung zwischen den Rollen und Funktionen.
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